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Tips zur Vorbereitung von Album-Aufnahmen

album recording

Du hast nur einen Versuch! Nicht verbocken!

Es ist vollbracht. Man hat monatelang an den Tracks gefeilt, die Struktur geschliffen, den Übergang zwischen Bridge und Refrain erarbeitet – und es passt alles. Eine schlanke Sechs-Song-EP. Oder ein Doppelalbum mit 24 Titeln? Ein acht Track Tour-de-Force in unter 20 Minuten?

Was auch immer es ist, es ist fertig. Du und der Rest der Gruppe seid bereit, die Tracks auf Band aufzunehmen, sie zu mischen, zu mastern und auf durchsichtiges, marmoriertes, Splatter-Vinyl zu pressen, und im Club für 30 Dollar zu verkaufen.

Aber wir wollen nicht voreilig sein. Bevor die Platte Platinstatus bekommt, solltest du erstmal nachsehen, ob du noch Gitarrenplektren hast, die nicht aussehen wie Spielgeldmünzen. Mach den Herd an und koche die Saiten ab – oder besser noch, kaufe ein Satz neue!

Dieser Leitfaden soll dir den Kopf aus den Wolken ziehen und dich auf die eigentliche Aufnahmevorbereitung einstimmen.

Also Konzentration! Das wirst du brauchen:

Technische & Organisatorische Aspekte

Tempo: Nehmt ihr zu Klick auf? BPM vorab bestimmen!

Der am meisten unterschätzte Punkt bei der Aufnahme eines Songs ist das richtige Tempo. Du MUSST sicherstellen, dass du jeden Song in der richtigen Geschwindigkeit probst, mit dem Metronom im Ohr des Schlagzeugers. Jedes Mitglied der Band muss sich mit dem Tempo wohlfühlen, sowohl während der Probe als auch danach. Es ist sinnvoll, eine Aufnahme zu machen und sie sich unter der Woche anhören, um sicherzustellen, dass man nicht zu schnell und nicht zu langsam unterwegs ist. Ich hatte einmal einen Song, der ein paar Ticks zu schnell aufgenommen war. Das habe ich in beim Gesang aufnehmen gemerkt. Das macht keinen Spaß! Also steckt eure Köpfe zusammen und stellt sicher, dass ihr alle mit der Geschwindigkeit einverstanden seid.

Informiert auch euren Tontechniker – er wird euch sicher fragen -, damit er seine Session vorher so einrichten kann, dass euer Schlagzeuger den Klick bekommt, sobald sein Schlagzeug aufgebaut ist. Der Techniker benötigt auch den Rhythmus, vor allem, wenn der Track nicht im 4/4-Takt ist, um den Click-Track richtig einzurichten.

Guide Spuren!

Wenn euer Schlagzeuger zum Klick aufnimmt und nicht live mit einem Gitarristen im Tonstudio zusammenspielt, braucht er Guide Tracks. Sprecht unbedingt mit dem Tontechniker darüber, in welchem Format er sie braucht. Und stellt sicher, dass ihr sie auf einer Festplatte habt, bevor ihr das Tonstudio betretet. Es ist keine Zeit für “Ja, ich glaube, sie sind auf meinem Handy” oder “Kann ich dir einen Dropbox-Link schicken?”. Entweder schickst du sie vorher ins Studio, oder du hast den USB-Stick in der Hand, wenn du ankommst.

Song-Struktur

Es ist auch eine gute Idee, eine grobe Songstruktur zu erstellen, an der ihr euch während des Aufnahmeprozesses im Tonstudio orientieren könnt. Tippt sie auf eurem Computer ab oder schreibt sie per Hand auf einem Zettel – achtet nur darauf, dass ihr von jedem Song ein paar Kopien macht. Es kann euch und dem Tontechniker eine Menge Ärger bei der Aufnahme im Tonstudio von Overdubs ersparen, wenn ihr euch einig seid, an welchen Teilen der Songs ihr dran seid und was als nächstes bearbeitet werden soll.

Album-Trackliste

Sich vor der Aufnahme im Tonstudio um die Trackliste zu kümmern, scheint vielleicht etwas voreilig zu sein, aber lass mich ausreden. Wenn ihr nicht wisst, wo ihr hinwollt, werdet ihr es schwer haben, dorthin zu gelangen. Wenn man das Endziel vor Augen hat, kann man sich darauf konzentrieren. Wenn ihr genau wisst, wie euer Album klingen soll, wie die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern aussehen und welche Rolle die einzelnen Titel spielen, habt ihr ein viel stärkeres Gefühl von Klarheit und Zielstrebigkeit ab dem ersten Tag der Aufnahme.

Kümmert euch um euer Gear

Wenn ihr einen sauberen, strahlenden und frischen Sound wollt, müsst ihr auch eure Instrumente reinigen, pflegen und polieren. Jedes Gerät, das ihr besitzt, sollte gewartet, geölt und einsatzbereit sein.

Saiten

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber ich muss es trotzdem sagen. Wechselt eure Saiten. Spart nicht an dieser Stelle. Der Unterschied zwischen dem Klang von 1 Monat alten und 3 Tage alten Saiten ist phänomenal. Du willst kein dumpfes Solo, kein Riff, das platt und kraftlos klingt. Dreckige Saiten schwingen nicht. Bassisten müssen etwas mehr für ihre Stahlsaiten ausgeben, und es tut mir leid, aber das muss man einfach tun. Achte darauf, dass du sie etwa 3 Tage vorher wechselst und sie ein wenig einspielst. Zu viel Geklimper und Gezirpe ist nicht das, was du willst, und neue Saiten können ein Alptraum beim Stimmen sein.

Schlagzeug-Felle

Schlagzeuger haben leider das größte finanzielle Defizit, wenn sie sich auf eine Albumaufnahme im Tonstudio vorbereiten. Aber das spiegelt nur die Bedeutung ihres Instruments wider, besonders in einem Rock-, Pop- oder Jazzumfeld. Das Kit muss gut klingen.
Mach dir Gedanken darüber, welche Felle du verwenden willst, falls du das noch nicht getan hast, da verschiedene Arten von Fellen unterschiedliche Klänge für verschiedene Musikstile erzeugen. Auch ist der persönlicher Geschmack entscheidend.

Ersetze die Felle (zumindest die Schlagfelle!) etwa eine Woche vor der Aufnahme im Tonstudio und stimme sie richtig. Wenn du nicht weißt, wie du dein Schlagzeug stimmst, gibt es viele Videos auf YouTube, die im Grunde alle die gleiche Technik zeigen. Eine Kurzanleitung findest du in meinem Artikel Schlagzeug stimmen in 5 Minuten. Der Unterschied zwischen alten, abgenutzten Schlagzeugfellen und neuen, gestimmten und resonierenden Fellen wird im Studio gewaltig sein.

Kabel

Das Kabel, das bei jeder zweiten Probe knistert und immer wieder dein Signal unterbricht? Ersetze es. Jetzt ist es an der Zeit. Du hast es schon seit Monaten vorgehabt, bist aber noch nicht dazu gekommen. Tue es jetzt. Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen. Und dir unnötigen Ärger bereiten, wenn du gerade versuchst, deine Parts im Tonstudio aufzunehmen.

Effekte

“Was ist das für ein Geräusch, das aus deinem Verstärker kommt?”

“Oh, das ist immer da, wenn ich meinen selbstgebauten Fuzz von Musik-Ding angeschlossen habe.”

Der DIY-Dude.

Wenn du den Fuzz verwenden möchtest, musst du das Rauschen ausschalten. Versuche es mit einem DI-Transformator, einer anderen Netzteil oder der Effektschleife des Verstärkers. Du verschwendest wertvolle Studio-Zeit, wenn du das Problem nicht vorher aus der Welt schaffst.

Funktionieren alle deine Pedale richtig? Sind die Schalter noch heil? Sind alle Patchkabel in Ordnung? Hast du genug Strom, um dein ganzes Pedalboard zu betreiben? Der Fußschalter eines sehr guten Verzerrer-Pedals von mir gibt alle 2 Jahre den Geist auf, und ich weiß, es ist nervig, und die meiste Zeit funktioniert er. Aber glaub mir, er wird NICHT funktionieren, wenn du ihn wirklich brauchst.

Verstärker

Halte dein Ohr direkt vor den Lautsprecher und prüfe, ob unerwünschte Geräusche von deinem Verstärker kommen. Wann war die letzte Wartung? Vielleicht ist es Zeit für neue Röhren. Plane genügend Zeit vor deinen Studio-Termin ein, damit du alles rechtzeitig reparieren lassen kannst. Reparaturwerkstätten lassen sich manchmal Zeit, also liefere dein Amp nicht eine Woche vorher ab.

Musiker müssen…

…üben, üben, üben

Die Ausrüstung ist bereit, der Verstärker schnurrt (brummt aber nicht!), die Instrumente glänzen, aber Moment! In welcher Tonart war das Solo nochmal? Wie habe ich diesen a#m dim7-Akkord noch einmal gegriffen? Ja, Sir, Sie müssen sich auskennen. Verbringe die letzten zwei Wochen vor der Aufnahmesitzung damit, an deinen Parts zu feilen. Du solltest vor der Aufnahme im Tonstudio mindestens 3-4 Mal pro Woche üben, wenn nicht sogar jeden Tag. Für ein optimales Muskelgedächtnis solltest du auch darauf achten, dass du genug Schlaf bekommst. Glaub mir, es ist wie Magie. Deine Hände übernehmen die Arbeit danach wie von selbst.

Parts aufeinander abstimmen

Achtet auch darauf, dass die Spieler der Rhythmus- und Melodieinstrumente mit dem Sänger zusammensetzen und die Parts gemeinsam in Ruhe durchgehen. Wir Musiker denken oft, dass wir die ganze Zeit bei voller Konzertlautstärke üben müssen. Aber oft übersehen wir dabei kollidierende Töne und unerwünschte Dissonanzen zwischen den Instrumenten. Es ist eine echte Qual, erst während der Aufnahme im Tonstudio herauszufinden, was die Bandkollegen spielen, besonders wenn es nicht so richtig zusamennpasst!


Vielleicht fühlst du dich mit all diesen Tipps überfordert, und um ehrlich zu sein, treffen sie vielleicht nicht alle auf dein Projekt zu. Sei einfach der verschiedenen Fallstricke und Probleme bewusst, die auftreten können, wenn du nicht vollständig auf deine Aufnahme-Session im Tonstudio vorbereitet bist.


Habe ich was verpasst oder vergessen? Schreibt in den Kommentaren!

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